Vom Boot mit Naturköder |
Eine Angelmethode, die in den letzten Jahren immer mehr Liebhaber gefunden hat. Oft sind die Fänge besser als mit Pilker, und gern schnappen sich auch mal fette Schollen oder leckere Wittlinge die Köder. Für Abwechslung ist mit Naturködern auf jeden Fall gesorgt. Um hier Erfolg zu haben, sollte Gerät und Angeltechnik perfekt aufeinander abgestimmt sein. Die KöderDer Wattwurm ist nach wie vor König unter den Ködern. In letzter Zeit sind auch mit Seeringelwürmern gute Erfolge erzielt worden. Vor allem Köder-Kombis aus Watt- und Seeringelwürmern sind an manchen Tagen unschlagbar. Mit anderen Ködern wie Heringsfetzen oder etwa Muschelfleisch sind in deutschen Gewässern nicht so viele Schuppenträger zu überlisten.Wattwürmer lassen sich in Nord- und Ostsee prima graben oder plümpern (zur Technik siehe Brandungsangeln). Alle führenden Fachgeschäfte an den Küsten führen Watt- und zum Teil auch Seeringelwürmer. Telefonisches Vorbestellen sichert einen erfolgreichen Angeltag! Die Würmer werden vom Kopf her (dickes Ende) auf den Haken geschoben. Am besten geht das mit einer langen Ködernadel! Das GerätUnser Lieblingsgerät zum Naturköderangeln besteht aus einer 4,50 Meter langen Steckrute ab 200 Gramm Wurfgewicht. Für Anfänger sind Brandungsruten eine gute Wahl. Bei dieser Angelart fischen wir am liebsten eine Multirolle, die 200 Meter 0,60er monofile Schnur fassen sollte. Sehr gut eignet sich auch die 0,20er Fireline. Die verhältnismäßig starken Schnüre lassen sich auch gut durch Kraut führen, ohne Gefahr von Abrissen. Natürlich kannst Du die Naturköder-Systeme auch selbst knüpfen (siehe Systeme).Die lange Rute dient dazu, den Köder weit vom Boot ausbringen und halten zu können. Das hohe Wurfgewicht brauchen wir, um mit Bleien ab 200 Gramm aufwärts bequem fischen zu können. Bei zu leichten Bleien gibt es schnell Ärger mit unseren Mitanglern - vor allem, wenn diese pilken. Das verwendete Bleigewicht hängt von Wind, Strömung und Wassertiefe ab. Wir müssen auf jeden Fall schnell zum Grund kommen und den Kontakt problemlos halten können. Im Großen Belt sowie im Langelandbelt treten zuweilen Strömungen von über 2,5 Knoten auf. Da sind dann oft Gewichte um 1000 Gramm die letzte Rettung, um erfolgreich mit Naturködern zu angeln. Die TechnikWenn wir mit dem Wind im Rücken angeln, wird die Montage einfach senkrecht an der Bordwand abgelassen. Der Kutter treibt auf den Köder zu (Angeln in Lee). Das Blei wird nun so geführt, dass es auf dem Grund auftippt. So halten wir die Köder immer dort, wo die Fische sind Am Grund!Angeln wir mit dem Wind im Gesicht (Luv), treibt das Boot vom Blei weg. Jetzt müssen wir immer genug Schnur nachgeben, damit die Montage am Grund bleibt! Hierbei kann die Multirolle ihre Vorzüge voll ausspielen, denn die Rücklaufsperre der Multi lässt sich blitzschnell ein- und ausschalten! Bei einer Stationärrolle muss dagegen dauernd umständlich der Schnurfangbügel umgeklappt werden. Ist die Drift stark und viel Schnur draußen, kann es passieren, dass wir selbst beim schnellen Schnurnachgeben nach einer Weile keinen Grundkontakt mehr haben. Dann nix wie hochkurbeln und einen erneuten Versuch direkt an der Bordwand starten!Ein weiterer großer Vorteil der Multi ist der direkte Kontakt zu Köder und Fisch. Beim Biss können wir sofort reagieren. Oft wird der Köder nicht gleich genommen. Jetzt können wir schnell etwas Schnur nachgeben und den Fisch zum zweiten Anbiss reizen. Besonders Plattfische lassen sich so hervorragend überlisten. Da die Kraftübertragung bei der Multi besser ist als bei der Stationärrolle, lassen sich mit ihr auch größere Fische problemlos drillen. Nach dem Anhieb sollte der Fisch schnell an die Oberfläche gedrillt werden! Vor allem bei Andrift kann es schnell passieren, dass es unters Boot gerät oder beim Nebenmann ins Geschirr - dann ist er meist verloren! Die SystemeDas richtige Naturköder-System entscheidet über Erfolg oder Nichterfolg. Vom Verband Deutscher Sportfischer sind maximal 3 Haken vorgeschrieben. Die Vorfachlänge richtet sich nach der Länge der Rute.Ist das Vorfach zu lang, kann der letzte Haken nicht und nur schwer erreicht werden! Wenn dann noch ein zappelnder Dorsch dranhängt, gibt es beim über-Bord-Holen "garantiert Stress mit dem Nachbarn!" Je nach Erfahrung, Wetter und Zielfisch wird über die Anzahl der verwendeten Haken entschieden. Meist wird mit 2Haken über oder hinter dem Blei gefischt.Das schwerste Teil unseres Systems ist das Blei. Beliebt sind hier Bleie mit eingegossenem Schnurführungsrohr. Dieses Rohr verhindert das Verheddern des Systems beim Herablassen! ändern sich allerdings Strömungsverhältnisse oder beangelte Wassertiefe, lässt es sich nicht so schnell austauschen. Bei Schlepprohren mit Karabiner dagegen lässt sich das Blei blitzschnell auswechseln und den veränderten Gegebenheiten anpassen. SystemHier fische ich mit zwei Haken überm und einem Haken hinterm Blei (siehe Zeichnung). Nehme ein 2,5Meter langes 0,60 Millimeter starkes Stück Schnur, und knote an das Ende einen Meereswirbel Größe 5! Um den Knoten nicht durch das Schlepprohr zu beschädigen, wird noch eine Stopperperle vor den Knoten aufgezogen. Jetzt schiebe das Schlepprohr auf das Schnurstück. Rund 75 Zentimeter darüber befestigst Du mit einem Vorfachverbinder oder Kreuzwirbel ein Naturködervorfach (Mundschnur). Vorfachverbinder haben den Vorteil, dass das Vorfach schneller ausgetauscht werden kann, wenn der Fisch geschluckt haben sollte! Etwa 60 bis 80 Zentimeter über diesem Vorfach wird ein zweites befestigt. Bei starker Drift darf dieser Abstand ruhig etwas größer ausfallen. Nun wird noch ein Schlaufenknoten gemacht, der in den Karabiner der Hauptschnur eingehängt wird. Das untere Vorfach, unser sogenannter Nachläufer, kann bis zu 2 Metern lang sein (Rutenlänge beachten!). Schnurstärke hier: 0,40 Millimeter. Es wird an den Wirbel hinter dem Schlepprohr geknotet oder eingehängt. Durch die Strömung liegt der Nachläufer nicht am Grund auf, sondern schwebt immer etwas darüber.Vor allem Plattfische werden meist auf den Nachläufer gefangen. Sollten die Wattwürmer einmal knapp sein, können wir am oberen Vorfach auch einen Twister fischen. Die Erfolge auf Dorsch werden verblüffen! System IIEin Haken über dem Blei, zwei Haken dahinter (siehe Zeichnung); diese klassische Nachläufer-Montage wird mit 1 Meter 0,60er Schnur über das Schlepprohr geknüpft. Kurz unterhalb der Schlaufe, die in den Hauptschnur-Wirbel eingehängt wird, wird das obere Naturködervorfach mit einem Vorfachverbinder montiert. Hinter das Schlepprohr kommt das Nachläufervorfach mit zwei Haken. Insgesamt kann dieses Nachläufervorfach über 3 Meter lang sein (Rutenlänge). Der 1. Haken wird mit einem Vorfachverbinder etwa in der Mitte des Nachläufervorfachs eingehängt. Der 2. Haken kommt an«s Ende. Bei langen Montagen empfiehlt sich der Einsatz von Auftriebsperlen und Spin-O-Glo als zusätzliche Lockreitze. Welches System eingesetzt wird, richtet sich hauptsächlich nach der Drift. Bei geringer Schiffsbewegung ist System I angebrachter. Die Fische sind meist träger und beißfauler. Der Dorsch steht knapp über Grund, der Plattfisch liegt am Meeresboden. Bei der Köderaufnahme geht der Plattfisch nach oben, der Dorsch nach unten! Bei stärkerer Drift ist System II besser. Hier spielen sämtliche Köder über Grund und werden von allen Fischen gern genommen. Die Bisse erfolgen oft heftig und ruckartig. Dabei schlagen sich die Fische meist selbst an. Wer die Nerven hat, sollte mit dem Einholen dann noch einen Moment warten, denn vielleicht schnappt noch ein zweiter oder gar dritter Schuppenträger zu!Die Wahl der verschiedenen Lockfarben oder Paternoster ist von Jahreszeit (Nahrungsangebot) und Lichtverhältnissen abhängig. Von Mitte Juni bis Ende August ist grün-gelb top, die übrige Zeit rot. Bei Sonnenschein können ovale gelbe oder orangene Perlen die Renner sein. Mit Phosphorperlen liegen wir eigentlich immer richtig! Und für tieferes Wasser ist rot fast ein Garant für den Erfolg. Selbstbauern von Systemen können wir den vernickelten Wurmhaken in den Größen 1/0 und 2/0 nur wärmstens empfehlen! Der Durchmesser der Vorfächer (Mundschnüre)sollte um 0,40 Millimeter liegen. Dünnere Schnüre kräuseln zu leicht, der Köder wirkt - wie auch bei zu dicken Schnüren nicht mehr natürlich und wird verschmäht. Außerdem kann es bei zu dünnen Schnüren schnell zu Abrissen kommen, wenn der Fisch über Bord gehoben wird.Schleppfischen auf der Ostsee Gerade in den warem Sommer-Tagen, in denen die Wassertemperatur der Ostsee weit über 10¡C liegt, sind die Meeresfische in tiefere und kühlere Regionen von unseren Küsten so gut wie verschwunden. Ebenso der Hering findet sich nicht mehr in den Förden und Häfen. Was empfiehlt sich nun in dieser Zeit, wenn wir in der Ostsee fischen möchten. Vom Boot aus ist alles kein Thema, denn mit dem Angelkutter oder dem kleinen Boot erreichen wir den Dorsch ohne Probleme in Tiefen von 6 Meter und tiefer. Gerade in dieser Zeit macht es riesen Spaß, den Dorschen aus kleinen Booten beim Schleppen nachzustellen. Wir nehmen unsere Pilkruten und beködern diese mit tieflaufendem Wobbler (mit Schaufel). Ratsam ist eine fluor-grüne Monofile Schnur zu benutzen, damit wir andere Schnüre gut sehen. (Durchmesser 35 bis 45er). Monofil benutzen wir wegen der Dehnungn, weil sonst beim Schleppen der Fisch zu schnell ausschlizen kann, denn der Zug auf den Fisch ist beim Biss recht groß. Ebenso können wir es total vergessen, zwei verdrehte Geflechtschnüre, was beim Schleppen schnell passieren kann, zu enttüddeln. Da hilft dann nur noch durchschneiden! Wir fahren mit unserem Boot mit ca. 2,5 Knoten der Kante entlang, an der wir eine Wassertiefe von ca. 6 Meter finden. Auf unserer letzten Tour haben wir zu dritt in nur drei Stunden 50 maßige Dorsche mitgenommen, wobei wir insgesamt wohl weit über 70 Bisse hatten. Auch ein stattlicher Hornhecht konnte dem Wobbler nicht wiederstehen. Ein besonderer Tipp für die Dorsch-Schlepp-Angelei, ist der Rapala J oder F in der Farbe TR. Die TR Farbe ist dem Dorschkleid sehr ähnlich, in unseren Tests war diese Farbe die erfolgreichste. Wichtig ist, dass der Wobbler schwimmend ist, damit er auftreibt, wenn wir mit dem Boot anhalten, um einen Fisch zu drillen. |